1970er Jahre
In den 1970er Jahren kamen dann neue Veränderungen auf mich zu.
Ich wurde nach dem Krieg halt doch recht schnell wieder aufgebaut und war leider weit entfernt von früherem Glanz, was meine Fassade anging.
Schon immer angetrieben von Ehrgeiz, wenn es um mein Äußeres ging, schaffte ich es, meine Eigentümer davon zu überzeugen, dass der 1976 von der Stadt Nürnberg ausgelobte Preis für die schönste historische Fassade, die Gelegenheit ist, mich wieder auf Hochglanz zu polieren. Gesagt getan … wie immer packten wir es gründlich an und nutzten die Gelegenheit, mich allumfassend zu renovieren. Oktober 1975 bis Februar 1976 bekam ich neue Bäder, neue Zimmer, das komplette Leitungsnetz für Strom wie für Wasser wurde erneuert … Dreck, Staub, Lärm … aber meinem Antlitz tat es natürlich gut.
Einmal mehr durfte ich mit frischer Jugendlichkeit in traditioneller Hülle kokettieren.
Den Preis gewann ich dann wirklich.
1976 schrieben die Nürnberger Nachrichten über mich:
Das alt-renommierte Hotel Victoria am Hauptbahnhof, wohlbekannt für ruhiges und gepflegtes Wohnen mitten im Herzen der Stadt, präsentiert seine fast 100-jährige Fassade, für die Bauweise des damaligen Nürnberg typischen Steinfassade jetzt in völlig neuem, schmucken Gewand. (NN 12.03.1976)
Es ging Schlag auf Schlag in den 70er Jahren.
1978 eröffnete dann der Victoria-Keller. Auch dies war wieder Schlagzeilen wert.
Im neuen Glanz erstrahlt jetzt der Victoria-Keller, der sich im gleichnamigen Hotel in der Königsstraße 80 befindet. Zusammen mit dem Innenarchitekten Christoph Schneider vom Aufseßplatz hat hier der Gastronom Christoph Bornebusch die Regie übernommen und ein Speisehaus im altenglischen Stil errichtet. Unter Eingeweihten gilt das Lokal bereits jetzt, kurz nach seiner Eröffnung, als interessanter Geheimtipp für Gastlichkeit mit gehobenem Niveau. (NN 16.6.1978)
Als ganz großer Erfolg hat sich dies nicht entpuppt, denn einige Jahre später, nach verschiedensten Anläufen im Keller, musste die große Ära der gehobenen Gastronomie im Victoria leider ein Ende finden.
Sehr schade, aber ich musste einfach einsehen, dass sich die Zeiten ändern und dass es für Nürnberger Bürger plötzlich unzählig viele bürgerliche wie internationale Restaurantadressen gibt und es nicht mehr zum guten Stil gehörte, ins Hotel speisen zu gehen.
Dafür boomte das Hotel. Mit meiner herausragenden Lage war ich Anlaufstelle für Businessgäste der ortsansässigen Unternehmen genauso wie für Städtereisende. Wenn ich um mich sah, gab es auch nur einige wenige Häuser, die mit mir in den Wettbewerb treten konnten.